Nun nehmen wir also endlich unseren Berg, zu dem wir so lange hingegangen sind,
wirklich in Angriff. Trotz (oder wegen?) der Vorfreude habe ich schlecht geschlafen,
eigentlich kaum ein Auge zugetan. Auch Wolfgang und Alex meinen, sie hätten
schlecht geschlafen. Nur Rob schläft, scheint's, immer wie ein Baby.
Der Aufstieg zum Gletscheranfang etwa 200 Höhenmeter über Khare
führt über Fels und Schnee und ist schon ziemlich mühsam.
Aber die Szenerie ist einfach wunderschön ...
Musik: Panchen Lama (HvG)
Aufbruch zum Mera La
einfach wunderschön
Am Fuß des Gletschers herrscht reger Betrieb.
Etliche Trekkinggruppen sind im Auf- oder Abstieg unterwegs.
Ohne irgendwelche Diskussion seilen wir uns -wie wir es als
Alpenbergsteiger es eben gewohnt sind- an.
Gletscher heißt für uns einfach auch Seil.
Die anderen Trekker und die Nepalis schauen uns an,
als täten wir etwas unanständiges, zumindest aber völlig
unverständliches.
Hier ist wohl noch niemand in Seilschaft gegangen???
Dabei sind die Spalten hier gar nicht so ohne!
Am Gletscherbeginn herrscht Hochbetrieb
Wir stapfen im Nebel Richtung Mera La -
als einzige von etlichen Gruppen am Seil!
Der Aufstieg zum Mera La zieht anfangs in einigen Stufen hoch.
Dann folgt eine lange Querung oberhalb von Gletscherspalten nach rechts (SSO).
Zwischendurch gehen wir immer wieder in dichtem Nebel.
Ich finde keinen rechten Rythmus, und am
Mera La (5415 m laut Karte, 5350 m laut Höhenmesser) bin ich erschöpfter als
notwendig und gut ist. Vor allem habe ich großen Durst aber nur mehr
1/3 Liter Tee in der Thermosflasche. Das trinke ich nun in einem Zug.
Danach fühle ich mich schon wesentlich besser.
Die anderen drei sind voller Tatendrang und wollen noch ein Stück weiter -
obwohl wir abgemacht haben, am Paß zu campieren.
Sie schlagen vor, zumindest noch 200 Hm aufzusteigen.
Widerstrebend und mit dem Gefühl, einen Fehler zu machen, stimme ich zu.
Mera La, 5400 m
Auf einer kleinen Terasse auf ca. 5600 m bestehe ich dann aber darauf,
das Lager aufzuschlagen. Die letzten 100 Hm haben sich ganz schön angehängt,
vor allem, weil nun zusätzlich zur Höhe die Sonne enorm herunter sticht.
Wir erfreuen uns zwar an der jetzt guten Sicht, aber die Hitze finde ich kaum
auszuhalten.
Während wir nun die Zelte aufstellen, bekomme ich starke Kopfschmerzen.
Später sitze ich mit Wolfgang im Zelt und fühle mich echt mies.
Ich nehme zwei Diamox, aber die Kopfschmerzen nehmen noch zu.
Das Ausruhen hilft nichts, und zu Trinken gibt es noch nicht,
weil zum Tee oder Suppe kochen erst Schnee geschmolzen werden muß.
Ich überschlage, was ich über akute Höhenkrankheit weiß.
Ich habe Kopfschmerzen und fühle mich ziemlich ausgelaugt,
besser noch: ausgetrocknet.
Übelkeit, Erbrechen oder Störungen der Feinmechanik bleiben
zum Glück aus. Geistig fühle ich mich ok, aber ab und zu muß
ich zusammenreißen, um nicht einzudösen.
Für mich steht fest: Ich steige besser wieder ein Stück ab.
Die Logistik ist eigentlich klar, aber wer soll mich begleiten?
Alex, Rob oder Wolfgang? Wer immer mitkommt, für ihn sehen die
Gipfelchancen wahrscheinlich etwas schlechter aus als für die
beiden, die morgen weiter aufsteigen werden.
Schließlich ist Wolfgang bereit, mit mir und zwei Nepalis abzusteigen.
In dichtem Nebel und Schneetreiben machen wir uns auf.
Am Mera La ist die Sicht gleich Null. Von unsere Aufstiegsspur ist schon
längst nichts mehr zu sehen. Um nicht sinnlos herummzuirren, schlagen wir
unser Lager knapp unterhalb des Passes auf. Das heiß, die anderen
stellen die Zelte auf und beginnen Suppe zu kochen.
Ich schaue nur zu. Meine Kopfschmerzen sind zwar schon besser, aber
ich bin immer noch ziemlich matt und motivationslos.
Ich verkrieche mich also lieber im Schlafsack und verspiese dankbar
die angebotene Suppe und Schokolade.
Die ganze Zeit über herrscht heftiger Schneefall und Wind.
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