Rob wacht auf, verdrückt zwei Müesliriegel, zieht sich an
und meint, er wäre fertig. Ich bin auch fertig - von der Nacht.
Ich habe geschwitzt und mir war abwechselnd heiss und kalt,
als hätte ich wieder Fieber.
Ich lasse Rob daher alleine ziehen. Nach einem ordentlichen
Frühstück mit viel Tee fühle ich mich etwas wohler.
Ich rapple mich aus dem Zelt und breche ebenfalls Richtung Gipfel auf.
Das klingt wie eine einfache Sache, ist es aber wahrlich nicht.
Selbst die Schuhe anzuziehen, ist in dieser Höhe anstrengend.
Das Wetter ist ganz OK. Es gibt zwar hohe Wolken -am Gipfel wahrscheinlich
null Sicht- aber kaum Wind und es ist gar nicht mal so kalt.
Im Grunde also ein guter Gipfeltag.
Doch ich bin einfach nicht fit.
Langsam mühe ich mich bergan.
Etwas oberhalb zieht eine ganze Karawane Richtung Gipfel.
Husten. Schweiss. Fieber?
Jetzt bin ich so weit gekommen, da werden die letzten 600
Höhenmeter auch noch gehen. Also weiter!
Wieder zwingt mich der Husten zum Stehenbleiben.
Eigentlich ist die Entscheidung ja schon klar.
Auch wenn ich eine Chance habe, den Gipfel zu erreichen - dann noch
in einem durch bis ins Basislager abzufahren, ist eine andere Sache.
Lager 1 und 2 baut Robert heute ab. Und eine zweite Nacht
in Lager 3 kommt nicht in Frage, zu riskant.
Noch ringe ich mit mir, versuche es noch mal.
Vielleicht geht's ja doch?
Doch nein, hier und jetzt ist es zu viel.
Felle 'runter und Abfahrt!
Im Lager 3 packe ich alles ein, was
in den Rucksack passt, dann mache ich mich
an die endgültige Abfahrt.
Das Skifahren geht trotz des schweren Rucksacks gar nicht
so schlecht. Der Schnee ist grösstenteils auch recht gut.
Als ich zum Gletscherbruch komme,
zieht eine dunkle Wolkenfront auf und es
donnert bedrohlich. Das brauchte ich jetzt noch!
Ich streiche die geplante Rast, trinke nur einen
Schluck Tee und schaue, dass ich weiter komme.
Im ehemaligen Lager 1 schnalle ich die Ski auf den Rucksack -
und falle bei dem Versuch, ihn anzuheben, fast um.
Zwei Stunden habe ich von Lager 3 hierher gebraucht. Zwei Stunden?
Eine Ewigkeit .... Das Gewitter ist nördlich vorbeigezogen.
Mühsam rapple ich mich mit dem schweren Ding hoch und wanke bergab.
Auf etwa halbem Weg kommen mir zwei Kirgisen entgegen.
"You Robert group? I carry luggage! No money. Robert good change."
Stolz weist der Sprecher Robert's alte Wanderschuhe vor.
Ich lache und überlasse ich den beiden erleichtert meinen Rucksack.
Eine halbe Stunde später sind wir im Basislager.
Mir tut einfach alles weh. Jeder Schritt, jeder Atemzug.
Eine Wassermelone, ein paar Tassen Tee und ausrasten!
Wie es Rob da oben wohl geht?
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