Patagonien 2003/04

Los Glaciares: Cerro Torre und Fitz Roy Trek    (5/8)

Morgenstimmung am Cerro Torre Der Cerro spiegelt sich in der Lagune Der Cerro spiegelt sich in der Lagune zurück im Camp Ein Unwetter zieht heran

15. Dez: Camp Agostini

Ich stehe noch vor Sonnenaufgang auf und wandere die 5 Min zur Lagune, um den Cerro Torre in der Morgenröte zu sehen. So ein Glück: Es ziehen zwar Wolkenschwaden umher, verdecken die Sicht auf Egger, Stanhard & Co, der Torre selbst ist aber frei und erstrahlt in schönstem Oragnerot. Zudem ist es windstill, und als die Sonne ein wenig höher steht, spiegelt der Torre sich wunderschön in "seiner" Lagune. Ich kann mich kaum sattsehen.

Kaum zu glauben, wir schwer diese majestetische Granitnadel mit ihrem Sahnehäubchen, den rosa Wattebauschen und dem friedlichen Spiegelbild Expeditionen für gewöhnlich zusetzt. Nicht das idyllische Bild, das sich mir für vielleicht eine Stunde bietet, sondern wilde Stürme und Unwetter sind hier die Tagesordnung. Nach einer Weile und zwei Dutzend Fotos wird mir dann doch kalt. Ich kehre zurück in den Schlafsack und schlafe noch eine Stunde. Eilig habe wir es heute ja nicht.

Unser Plan sieht vor, heute über den Paso de las Agachonas zur Laguna Toro zu gehen. 600 Hm und etwas Distanz, zusammen etwa 4-5 Stdunden.

Weit kommen wir allerdings nicht. Etwa 200m westlich vom Camp führt der Weg über den Fluss; eine Tirolienne ist zu seiner Überquerung eingerichtet. Im Prinzip eine gute Sache - lägen unsere Klettergurte nicht in der Herberge in Chalten. Wir suchen nach einem anderen Übergang oder einer Furt, müssen aber einsehen, dass die Tirolienne nicht nur zur Belustigung da ist: Der Wasserstand ist zu hoch, es gibt keinen anderen Übergang.

Schliesslich wandert Peter zurück nach Chalten um Seil und Gurte zu holen. Ich stelle derweil das Zelt wieder auf, errichte eine kleine Steinmauer rundherum als Schutz gegen den Wind, lüfte die Schlafsäcke aus und beschäftige mich mit anderen Kleinigkeiten.

Unter anderem komme ich mit einem der Kletterer, einem ausgemergelten aber netten Franzosen, ins Gespräch (das Camp ist auch Basislager für Expeditionen). Es hätten sich in dieser Saison neben ihm uns seinem Kumpel noch zwei Argentinier (die heute früh abgezogen sind) und vier Slowenen (die nebenan Karten spielen) am Torre versucht, erzählt er, alle erfolglos. Das Wetter sei durchwegs schlecht gewesen, die letzten zehn Tage hätte es nur geschneit. So wie er es sagt, klingt es mehr nach einem anhaltenden Schneesturm - und erklärt auch den ungewöhnlich vielen Schnee, den es hat.

Gegen Mittag ziehen dichte Wolken auf und der Wind legt kräftig zu. Bei null Sicht lohnt es sich nicht mal, einen Spaziergang zu machen. Ich bleibe im Zelt und koche Kaffee. Das Wetter wird im Lauf des Nachmittags immer schlechter. Über den Bergen hat sich ein ordentliches Unwetter festgesetzt, bleibt im Grossen und Ganzen auch dort hängen. Im Camp merkt man nur die Windböen, die ab und zu ein paar Regentropfen oder Graupelkörner mitbringen. Peter ist am späten Nachmittag zurück. In Chalten wäre sehr starker Wind gewesen, berichtet er.

Gegen Abend wird auch im Camp der Wind zum Sturm. Eine Bö jagt die andere. Man kann die Sturmböen richtig heranrollen hören! Vom Cerro Torre her hört man überdies kräftiges Donnerkrachen. Arme Schweine, die jetzt irgendwo weiter oben unterwegs sind ....


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© SK, erstellt am 19. Jan. 2004, zuletzt aktualisiert am 26. Jan. 2004.