Istor-O-Nal Expedition 1996
Jubiläumsexpedition der ÖAV Sektion Edelweiß, Hindukusch, Pakistan
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Expeditionsbericht
Anlaß war das 50-Jahr-Jubiläum der ÖAV-Sektion Edelweiß.
Die Idee stammte von Roland Maruna, dem Leiter der Edelweiß
Alpinschule. Zusammen mit Walter Strauß leistete er die Vorarbeit
(Konzept, Permit, Finanzplan, etc.) und sammelte weitere abenteuerlustige
Edelweißlinge um sich.
Bis April waren neun Mitstreiter gefunden.
Eine vom Alter, sozialen und bergsteigerischen Hintergrund her bunt gemischte
Truppe. Rolands Tochter Anita war mit 17 die Jüngste, Roland selbst
mit 53 der Älteste. Dazwischen hielten vier Studenten den Berufstätigen
die Waage. Die Skepsis der "Umwelt" war entsprechend groß: "Das kann doch gar
nicht gut gehen ... !"
Nach monatelangen Vorbereitungen geht es am 1. August endlich los:
Flug nach Islamabad, Zoll, polizeiliche Registrierung, Briefing ... fünf
Tage dauert der bürokratische Spießrutenlauf. Dann eine dreitägige,
abenteuerliche Fahrt mit Bussen und Jeeps in den äußersten Nordwesten des
Landes. In Shagrom werden Verhandlungen mit den Trägern aufgenommen.
Am 9. August bricht schließlich eine Karawane mit ca. 80 Trägern ins
Tirich Tal auf. Eine elfköpfige Expedition braucht schon eine Menge
Ausrüstung und Verpflegung! Drei Tage dauert der Marsch ins Basislager,
das auf ca. 4700 m liegt und für die nächsten drei Wochen Heimat sein
wird. Zum Vergleich: Der Mont Blanc, der höchste Alpengipfel, ist 4807 m hoch.
Ein "Ruhetag" dient dazu, sich häuslich einzurichten und sich zu akklimatisieren.
Michael leidet unter Höhenanpaßungsstörungen ("Höhenkrankheit")
und muß mit Arzt Florian auf ca. 4000 m absteigen.
Dort wird er sich in der Obhut eines Pakistanis einige Tage lang erholen und dann
wieder zum Team stoßen.
Florian kommt am nächsten Tag zurück ins Basislager.
Nun beginnt das Auf und Ab zum Aufbau der Hochlager: Eine Gruppe geht
voraus, sucht eine gangbare Route, stellt ein Zelt auf, steigt wieder ab.
Am nächsten Tag verbessern die anderen die Markierungen
bzw. Sicherungen und bringen weitere Ausrüstung und Lebensmittel hinauf.
Aufstieg, Abstieg, Ruhetag - so gewöhnt man sich langsam an die Höhe.
Das erste Hochlager steht auf 5600 m am Fuß der beeindruckenden Istor
O'Nal Südwest-Wand, die zu durchsteigen unser Ziel ist.
Camp 2 wird in einem kleinen, flachen Kessel auf ca. 6200 m erichtet.
Sichere Plätze? Na ja, es gibt kaum Alternativen.
Bizarre Eistürme, Steilstufen bis 60 Grad, riesige Eisbrüche,
Spalten und Seracs machen die Sache spannend.
Bis zum Camp 2 geht alles glatt. Besser sogar, als der erste Blick auf die
1800 m hohe Eiswand hoffen ließ. Optimismus breitet sich aus. Doch dann,
am 18. August, ein Wettersturz!
Das Team sammelt sich im Basislager. Besorgt lauscht man dem Lawinendonner und
diskutiert die Neuschneemengen weiter oben. Es bleibt nichts anderes übrig
als abzuwarten.
Vier Tage später endlich Wetterbesserung. In drei Gruppen geht es wieder los.
Doch erneut gibt es Schwierigkeiten: Zwischen Camp 1 und 2 streiken die beiden
Hochträger. Als sie schließlich gar ein Fixseil durchschneiden,
jagt Roland sie davon.
Inzwischen gelingt es Norbert und Walter, bis auf 6800 m vorzudringen und
ein Zelt aufzustellen: Camp 3, das letzte Hochlager vor dem Gipfel.
Es ist der 24. August. Mit Roland und Anita steige ich wieder ins Camp 1
auf. Alexander, Florian und Wolfgang sind in Camp 2, während Norbert
und Walter den Gipfelsturm antreten. Um 12 Uhr mittags kommt per Funk die
Meldung: Norbert und Walter sind oben! In Nebel und Sturm, ohne Sicht,
aber erfolgreich und glücklich. Welche Freude!
Die drei in Camp 2 melden, daß sie am folgenden Tag gemeinsam weiter
wollen. Sofort steigt Roland weiter auf, um sich ihnen anzuschließen.
Anita und ich bleiben in Camp 1. Doch Roland hat Pech: Ein Steigeisen löst
sich, er stürzt, verletzt sich am Knie und fällt damit für den
Gipfel aus.
So steigen am 25. August Alex, Florian und Wolfgang in bitterer Kälte
ins Lager 3 auf und setzen am folgenden Tag zum Gipfelgang an.
Alex zieht sich dabei Erfrierungen an den Zehen zu und kehrt er um. Wieder
verschlechtert sich das Wetter, die Funkverbindung bricht ab. Die Sorge
bei den Kameraden ist groß - und umso größer dann auch die Freude und
Erleichterung, als spät abends doch ein Funkspruch durchkommt: Wolfgang
und Florian waren oben, sind gut in Lager 3 zurück, und auch Alex ist ok!
Drei Tage bleiben nun noch zum Abbau der Lager. Am 30. August kommen die
Träger aus Shagrom, und es geht zurück ins Tal.
Was bleibt, ist die Erinnerung an unseren Berg.
Übersicht Dauer: 1. Aug. - 6. Sept. 1996 (37 Tage), davon 3 Wochen am Berg Basislager: 4700 m Hochlager: 5600, 6200 und 6800 m Gipfel: Istor O'Nal Nord I, 7383 m Teilnehmer: Norbert Bannert* (36) Karl Bruckner (51) Alexander Gölles (28) Michael Hornischegg (27) Sabine Kraml (25) Anita Maruna (17) Roland Maruna (53, Expeditionsleiter) Florian Mittermayer* (32, Exp.-Arzt) Wolfgang Neumüller* (28) Alfred Schnabel (49) Walter Strauß* (48, Stellvertreter) (* am Gipfel) |